Scorched Earth, oft auch einfach nur Scorch
genannt, habe ich früher viel mit einem Schulfreund gezockt; damals an einem 486er. Es handelt sich um ein
Artillery-Spiel bei dem bis zu 10 Spieler gegeneinander antreten können. Neben verschiedenen Panzertypen
gibt es eine Vielzahl von Waffen und anderen Ausrüstungsgegenständen, die zwischen den Runden für
das erspielte Geld gekauft werden können.
Den technischen Anforderungen zufolge sollte Scorched Earth auch auf 8088/8086 CPUs laufen, was ich hiermit
insoweit bestätigen kann, als dass es auf dem 286er hervorragend läuft. Vielleicht sogar ein kleines
bisschen besser als auf schnelleren Computern, weil die Einstellung des Schusswinkels sehr filigran über
die Cursortasten erfolgt und auf zu schnellen CPUs zum Glücksspiel wird.
Scorched Earth erfordert eine VGA-Grafikkarte und bietet eine Vielzahl, teilweise exotische, Auflösungen
von 320x200 bis zu 1024x768 an. Auf dem getesteten System war 360x480 die höchste mögliche
Auflösung, hat aber auf dem TFT-Bildschirm ein leichtes Streifenmuster erzeugt.
Während der XT-Klon mit Wings of Fury noch brutal zu kämpfen hatte, läuft dieses Spiel auf dem 286er schon ausgesprochen gut. Allerdings merkt man, dass es von 1989 ist: EGA-Grafik und Töne nur über den PC-Speaker. Die Amiga-Version von 1990 sieht und klingt da deutlich besser und zeigt, wo die PC-Technik 1-2 Jahre später auch angekommen sein wird.
Die VGA-Version von The Secret of Monkey Island macht auch viel mehr Spaß als die EGA-Verison auf dem XT-Klon. Zum einen sieht die Grafik in 256 Farben natürlich wesentlich prächtiger aus, zum anderen sind die Ladezeiten auf dem 286er viel geringer. Während auf dem XT-Klon ein Raumwechsel noch zwischen 6 und 8 Sekunden gedauert hatte, fällt die Wartezeit auf dem 286er mit 1-2 Sekunden fast gar nicht mehr negativ auf. Auch zur Überprüfung der AdLib-Kompatibilität eignet sich Monkey Island hervorragend, da mir nach den vielen Stunden des Spielens die Musik dermaßen im Kopf eingebrannt ist, dass jeder schiefe Ton sofort auffällt.
Ähnliches gilt für Lemmings, wobei ich hier von der Grafik her keinen Unterschied zwischen EGA und VGA sehen konnte. Aber das Spielverhalten ist deutlich flüssiger: während auf dem XT-Klon die Lemminge wie in Zeitlupe liefen und einem noch etwas mehr Bedenkzeit verschafft haben, wuseln sie auf dem 286er in der normalen Geschwindigkeit umher und rennen zielstrebig in ihr Verderben, wenn man nicht rechtzeitig eingreift. Die Level-Restzeit läuft zwar immer noch leicht unter Echtzeit (30 "Sekunden" verstreichen in 35 Sekunden), aber das könnte auch einfach am Spiel liegen. Insgesamt fühlt es sich an, als würde es auf der geeigneten Plattform laufen.
A propos geeignete Plattform: in Ausgabe 11/1990 der Power Play findet sich ab Seite 126 ein sehr schöner Artikel mit dem Titel Vom Arbeitstier zum Spieleriesen. Dort wird beschrieben, wie sich der MS-DOS-PC "in den letzten fünf Jahren" von einer Büromaschine mit Zeichensatzgrafik und Piepstönen zu einer Spieleplattform gewandelt hat, für die es "Spieleprogramme in Hülle und Fülle (oft sogar zuerst oder ausschließlich)" gibt. Dort heißt es ferner, dass man sich nicht mit etwas unter einem 286er abspeisen lassen solle; ein 386er wäre besser, würde aber mit rund 3500 Mark (für ein günstiges Modell) den Geldbeutel deutlich stärker belasten. Von "den neuen" 486ern wird mit Verweis auf Kinderkrankheiten noch abgeraten. Über VGA- und Soundkarten wird ebenfalls berichtet. Zum Schluß werden noch "20 Spiele, die in keiner Sammlung fehlen sollten" aufgeführt.
Kommen wir mit Alone in the Dark zu
etwas härteren Brocken. Dieses Spiel hatte ich erstmals auf einem 386er gespielt und habe auch etwas
gestaunt, dass es auf Moby Games für eine 80286-CPU gelistet war. Nach dem Start hatte sich die
Infogrames-Ratte schon seeehr langsam gedreht... und die Steuerung von Emily Hartwood zeigte sich ebenfalls
betont panzerartig. In der spielbaren Demo habe ich es immerhin geschafft die Schrotflinte aus der Truhe zu
holen und das Polygon-Monster, das nach ein paar Sekunden durchs Fenster rein kommt, in Rauch zu verwandeln.
Das Spiel läuft deutlich langsamer und zäher als sich die Entwickler vorgestellt haben dürften,
aber gespielt hätte ich es wahrscheinlich trotzdem. :-)
Der nächste Kandidat aus der technisch anspruchsvolleren Kategorie ist
Battle Isle von Blue Byte. Hierbei handelt es
sich um ein rundenbasiertes Strategiespiel, in dem zwei Spieler gegeneinander antreten, wobei der Bildschirm in
zwei Bereiche geteilt ist (Split Screen) und beide Spieler gleichzeitig aktiv werden können. Ein
Spieler führt jeweils Bewegungsmanöver aus, während der andere Spieler Angriffsbefehle erteilt.
Wenn beide Spieler mit ihren Zügen fertig sind, wird der Spielmodus gewechselt und die vorgemerkten
Angriffsbefehle werden ausgeführt.
Jede Partei kann wahlweise von einem Menschen gesteuert werden (Spieler 1: Cursortasten und Leertaste; Spieler
2: DXCV und Strg-Taste), oder vom Computer bedient werden -- das heißt man kann auch Computer gegen
Computer antreten lassen und dabei zusehen (und lernen?).
Das Spiel kommt mit VGA-Grafik und AdLib-Musik bzw. Soundeffekten. Es läuft ausgesprochen flüssig und
auch die Bedenkzeit der Computer-Gegner fällt recht kurz aus. Ich war sehr positiv überrascht.
Besonders gespannt war ich auf
Dune II: The Building of a
Dynasty, hierzulande auch bekannt als Dune II: Der Kampf um Arrakis. Auch das habe ich früher viel
gespielt, erst bei einem (anderen) Schulfreund auf einem 486er, dann später auf meinem ersten eigenen PC,
einem 386er (DX/40). Ich war sehr überrascht, dass es laut Moby Games auf einer 80286-CPU laufen sollte,
und noch überraschter, als ich es selbst gesehen habe: es läuft bemerkenswert gut!
Mit Musik, Soundeffekten und Sprachausgabe. Wobei gerade die Sprachausgabe vermuten lässt, dass
der Rechner eigentlich zu langsam ist. Wenn beispielsweise ein Mähdrescher einsatzbereit ist, dann kommt im
Englischen eine Ansage wie "Atreides harvester deployed". Hier kam allerdings "Atreides" und erst ein paar
Sekunden später "harvester deployed". Anderes Beispiel: "Enemy unit approaching" ... "from the south". Ich
vermute, dass hier zwei getrennte Samples abgespielt werden, weil der Mähdrescher ja auch von den Harkonnen
oder den Ordos sein könnte (je nachdem welches Haus man spielt), bzw. die feindliche Einheit auch von
Norden, Osten oder Westen kommen könnte. Die Pause sollte wahrscheinlich gar nicht so lange sein, ist es
aber wegen der CPU-Auslastung doch; nur eine Theorie...
Ich denke auf einem 286er mit 16 MHz wäre das Spiel schon ganz gut zu Hause. Mit den 12 MHz kann man es
zwar spielen, aber ich vermute in den späteren Missionen mit größerer Karte und mehr Einheiten
könnte es etwas hakelig werden.
Unbedingt sehen wollte ich noch meinen all-time favorite: Maniac Mansion: Day of the Tentacle. Graphisch und soundtechnisch deutlich anspruchsvoller als Monkey Island, aber auf der Original-Packung mit "IBM-AT" beworben.