Ein einfaches Absaugsystem für's Löten am Schreibtisch

Das Problem

Beim Löten entsteht üblicherweise Rauch, der durch das Verbrennen der Flussmittelseele des Elektroniklötzinns zustande kommt. Dieser ist einerseits beim Einatmen ungesund, zum anderen versperrt er manchmal die Sicht auf das, was man lötet (gerade bei SMD). Außerdem verspüren empfindliche Nasen einen Geruch, der an Raucherkneipe erinnert, und der sich prima in Textilien hält. Das ist insbesondere dann nervig, wenn man (wie ich) keinen dedizierten Lötraum hat, sondern das allgemeine Bastelzimmer oder Wohnzimmer nutzt.

Zwecks "ausreichender Lüftung" habe ich bisher immer ein Fenster geöffnet, meistens sogar noch ein zweites Fenster, damit ein Luftzug entsteht. So kam ich jahrelang zurecht, aber gerade im Winter ist es lästig, weil es dann im Zimmer schnell ziemlich kalt wird. An meinem jetzigen Platz ist das Fenster direkt über dem Schreibtisch, was noch dazu mit sich bringt, dass die hereinströmende kühlere Luft über die Tischplatte "fließt" und die Miefwolke auf mich zu schiebt.

Beim Lesen diverser Forenbeiträge zum Thema Absauganlagen bin ich immer wieder auf den Tipp gestoßen einen PC-Lüfter so aufzustellen, dass er den Rauch zur Seite wegbläst. Damit habe ich etwas herumexperimentiert, hatte aber das Gefühlt, dass die Lötstelle zu schnell abkühlt (gerade bei Masseflächen war das sehr störend). Außerdem bleibt der Kram immer noch im Zimmer und setzt sich fest. Aber die Lüfter waren ein guter Ansatzpunkt: durch die Kombination mit einem Rohr zur Führung der Abluft bekommt man eine einfache Absaugvorrichtung für unter 10 Euro.

Das ursprüngliche Saugrohr

Die erste Version meines Saugrohrs besteht aus den folgenden Teilen:

Der Pappdeckel dient der Befestigung des Lüfters am HT-Rohr (siehe Zeichnung). Den Lüfter selbst bekommt man kaum ordentlich dicht an das Rohr angesetzt. Dafür ließ sich die Pappe leicht und dicht befestigen, indem man zwei Seiten umklappt (vorher mit einem Messer auf der späteren Oberseite anritzen) und diese mit Klebeband befestigt. Vorher aus dem Karton eine Scheibe ausschneiden, die in etwa dem Durchmesser des Rohrs entspricht. Den Lüfter kann man daraufhin recht leicht befestigen, indem man kleine Löcher in die Pappe sticht, die den Schraublöchern des Lüfters entsprechen. Hier kommt der Blumendraht ins Spiel: jeweils durch Lüfterloch und Pappe runter und durch das nächste Loch wieder rauf. Am Ende festdrehen und eventuelle Lücken mit Klebeband abdichten.

Mit der Zwillingslitze verlängert man die Anschlüsse des PC-Lüfters. Bei meinem Exemplar war die rote Leitung +12V, schwarz GND und gelb das Tachosignal. Gerüchteweise ist das aber nicht immer so und man sollte besser auf die Steckerform achten (Pinbelegung findet Google). Vorsicht: wenn der Lüfter verpolt wird, läuft er gar nicht, aber zieht doppelt so viel Strom. Das kann nicht gut sein.

Mit dem Yogurette-Karton habe ich ein paar "Nasen" gebastelt, die das Auflegen des Rohrs auf der Fensterbank ermöglichen und gleichzeitig das Wegrollen verhindern.

Das verbesserte Saugrohr

Es gab ein paar Dinge, die mich an dem Saugrohr über die Jahre gestört haben. Ganz weit vorne war dabei das Klebeband, das sich langsam zerlegt hat. Außerdem musste ich mit dem jetzigen Setup immer das Labornetzteil aufbauen, Kabel mit Krokodilklemmen suchen und alles zusammentüddeln. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ein Paar Büschelstecker zu montieren, damit ich das Kabel wenigstens direkt in das Labornetzteil stecken kann, aber dann fiel mein Blick auf ein Steckernetzteil das gerade "frei" geworden ist (das dazugehörige Gerät ist verstorben): 12 Volt, 0,4 Ampere. Passt wunderbar zum Lüfter (12 Volt, 0,06 Ampere). Beim Zerlegen und "entkleben" des alten Saugrohrs lief der Bastlergeist schon auf Volltouren und heraus kam eine neue Lösung zum Befestigen des Lüfters.

Für das verbesserte Saugrohr benötigte Zutaten:

Benötigtes Werkzeug:

Zunächst sägt man aus dem Sperrholz drei Ringe aus, Außendurchmesser 120 mm, Innendurchmesser zwei mal 80 mm und ein mal 75 mm. Diese Ringe werden aufeinander geleimt, sodass der Ring mit der kleineren Öffnung auf einer Außenseite liegt. Dies wird eine Kappe, die auf das Ende des HT-Rohrs passt und eine Plattform für den Gehäuselüfter bildet.

Ängstliche Naturen (wie ich) können nun schon mal die 4 Bohrungen für den Gehäuselüfter anzeichnen und mit dem Holzbohrer vorbohren. Mutigere Naturen können später einfach so ins Holz schrauben und hoffen, dass nichts reißt. Für das Bohren habe ich einen Bohrständer benutzt, aber zur Not geht es auch ohne. Bohrtiefe sollte etwa 6 mm sein (abhängig davon, wie tief die Schrauben später reichen).

Danach wird die Kappe auf das HT-Rohr geklebt. Dazu habe ich den Heißkleber als Wurst auf den Rand aufgetragen und die Kappe aufgesetzt. Das hat so mittelprächtig geklappt, es ist eine kleine Lücke entstanden. Vielleicht wäre es hier besser gewesen, einen Flüssigkleber (Uhu, Pattex) oder ebenfalls Holzleim zu verwenden (keine Ahnung ob der auf Polypropylen hält). Ich habe das Ganze mit einem Vorschlaghammer beschwert, damit während des Trocknens etwas Anpressdruck vorhanden ist.

Als nächstes bietet es sich an, die Zuleitung an den Gehäuselüfter zu löten und bei Bedarf den Zwischenschalter einzubauen. Wenn das erledigt ist, muss nur noch der Lüfter auf die Holzplattform geschraubt werden; die 35 mm langen Schrauben gehen bei meinem Lüfter ungefähr 8 mm tief ins Holz, also durch zwei der drei Lagen Sperrholz. Vorsichtig anziehen, nach fest kommt ab. Für die Zugentlastung habe ich einen Wollfaden verwendet -- mit Klebeband und Gummiringen habe ich inzwischen genügend schlechte Erfahrung in Bezug auf Langzeitstabilität gemacht.

Damit ist der eigentliche Aufbau fertig. Je nach Einsatzort möchte man aber vielleicht noch ein paar Holzklötze zurecht sägen, die man unterlegen kann, damit das Rohr nicht wegrollt. In meinem Fall habe ich auch noch eine kräftige Allzweckschnur ein paar mal um das Rohr gewickelt und verknotet; das Ganze lässt sich stufenlos verschieben und bietet in Verbindung mit einem Beschlag am Fensterrahmen eine halbwegs stabile Lagerung. Ein Holzklotz am unteren Ende ermöglicht dann die genaue Positionierung des Rohrendes.

Saugen oder blasen?

Anfangs war ich etwas unsicher, wierum ich die Luft durch das Rohr leiten sollte. Entweder der Lüfter saugt aus der Umgebung an und schiebt die Luft durch das Rohr, oder er sitzt am fernen Ende des Rohrs und saugt die Luft hindurch. Eigentlich war die Wahl, die Luft durch das Rohr zu saugen, dann doch ziemlich naheliegend:

Wenn alles schön dicht ist, dann hört man nach dem Einschalten ein leises Summen, überlagert von einem schwer zu beschreibendem Geräusch, das allerdings unmissverständlich klar macht, dass hier Luft durch ein Rohr gezogen wird. Die Flamme eines Feuerzeugs wurde auch gut angezogen, während kleine Papierschnipsel eher unbeeindruckt blieben.

Der Praxistest

Ich war zunächst skeptisch, ob die Saugkraft ausreichen würde. Aber der erste Einsatz in der Praxis konnte diese Zweifel komplett zerstreuen. Wenn man direkt vor dem Rohrende lötet (Drähte oder Platine mit einer "helfenden Hand" festklemmen), dann strömt der Lötrauch zielstrebing in das Rohr. Gerade beim Löten von Platinen sollten diese am unteren Rand des Rohrs gehalten werden, damit die Luft eine schöne Strömung auf der Oberseite erzeugt (alles was darunter entlang strömt ist verschwendete Kapazität).

SMD habe ich damit noch nicht gelötet, kann also nicht sagen, ob die Teile anfangen zu flattern oder gar abheben. Aber ich glaube es eigentlich nicht. Außerdem könnte man im Bedarfsfall den Lüfter langsamer drehen lassen (entweder Versorgungsspannung verringern, oder besser noch eine der zahlreichen PWM-Steuerungen einbauen).


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