Gedanken zum Thema Vendor-Lockin

Unter dem Lock-in-Effekt versteht man den Aufbau einer engen Kundenbindung, indem ein Wechsel zur Konkurrenz durch entstehende Kosten, Aufwände oder sonstige Hindernisse unattraktiv gemacht wird. In Bezug auf Datenformate und Cloud-Dienstleistungen kann ein Wechsel sogar (nahezu) unmöglich werden, die eigenen Daten werden quasi als Geisel gehalten um sicherzustellen, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung weiterhin bezogen wird.
Dem entgegen wirken offene Formate und Anwendungen, die entsprechende Export-Funktionen besitzen. Wenn man Cloud-Dienste selbst und ggf. auf eigener Hardware betreibt, dann sind die Daten häufig auch ohne explizite Export-Funktion erreichbar; das Problem der Datenformate besteht allerdings trotzdem.

Bei der Wahl der Anwendungen, die ich in meiner Personal Cloud betreiben möchte, habe ich aus den genannten Gründen besonders auf die verwendeten Datenformate und die verfügbaren Export-Möglichkeiten geachtet. Mein minimaler Anspruch bestand darin, meine Daten "hintenrum" abgreifen zu können, idealerweise ohne Informationen (z.B. Meta-Daten) zu verlieren. Die Diversität der Dienste bietet dabei ebenfalls einen gewissen Vorteil, weil man nicht alles auf die Verfügbarkeit eines einzelnen Dienstes ausrichtet, und es unwahrscheinlicher ist, dass alle Anwendungen ausfallen. Das alleine wäre bereits ein Argument gegen z.B. Nextcloud gewesen, weshalb ich im Nachhinein gar nicht so traurig war, dass es nicht geklappt hatte.

Bei Gogs müssen für jedes Projekt verschiedene Bestandteile unterschieden werden:

Filebrowser legt nur die Benutzerverwaltung in seiner Datenbank ab, die eigentlichen Dateien liegen ganz normal im Dateisystem. Auch die Meta-Daten wie Größe, Erstellungsdatum, usw. werden scheinbar aus dem Dateisystem abfragt. Somit kann das verwaltete Verzeichnis auch einfach ohne Filebrowser benutzt werden.

Bei Meemo gibt es eine Export-Funktion, die einen Tarball mit zwei Bestandteilen generiert: eine things.json in der alle Notizen als JSON-Dokumente vorliegen sowie ein Verzeichnis attachments mit den Bildern (Dateiname ist die SHA1-Summe des Inhalts, der ursprüngliche Dateiname geht jedoch aus dem JSON-Dokument hervor).

myTinyTodo bietet ebenfalls Export-Funktionen an, entweder als CSV-Datei oder im iCalendar-Format.

Auch Vaultwarden bietet einen Export an, wahlweise als JSON, als verschlüsseltes JSON oder im CSV-Format. Das verschlüsselte JSON scheint nur für den Import in eine andere Vaultwarden-Instanz gedacht zu sein und kann entweder den "account encryption key" oder ein selbst eingegebenes Passwort verwenden.

Bei Linkding gibt es ebenfalls eine Export-Funktion, die alle Bookmarks im "Netscape HTML format" bereitstellt. Dieses kann entweder direkt mit einem Webbrowser benutzt oder anderweitig verarbeitet werden; die Informationen zu Tags und Lesestatus liegen als Attribute des Anchor-Tags vor.

Insgesamt steht es also ziemlich gut um die Exportierbarkeit der Daten, wobei der Gogs-Issue-Tracker die einzige Kröte zu sein scheint, die man schlucken muss. Aber auch hier ist das Datenformat relativ simpel und einen alternativen Browser zu schreiben könnte durchaus an einem einzigen Wochenende gelingen.


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